Enniger (art) – Der weitläufige Hof liegt zwischen sattgrünen Wiesen in der Bauerschaft Pöling. Alte Bäume umrahmen die Gebäude aus dem Jahr 1750. Ein leichter Mistgeruch liegt in der Luft, ein Hahn kräht. Das soll ab 2020 für die Betreiber des Laakenhofs in Enniger Alltag werden.
Noch ist der Laakenhof vier Kilometer entfernt, in Neubeckum zu Hause. Das Besondere: Seit 1995 verpflichtet sich eine sechsköpfige Hofgemeinschaft, die in einer Kommune zusammenlebt, der ökologischen Landwirtschaft. Da der Pachtvertrag für die Hofstelle in Neubeckum 2020 ausläuft („Die Glocke“ berichtete), haben die Betreiber das Angebot der Familie Eggert bekommen, ihren Hof in der Bauerschaft Pöling zu übernehmen.
„Der Hof ist ideal für uns“, erklärt Reinhold Hövelmann, einer der sechs Kommunarden und gleichberechtigten Betreiber des Laakenhofs. „Der Eggerthof wurde als biologischer Schweinemast- und Ackerbaubetrieb geführt und muss deshalb nicht umgestellt werden.“ Direkt an den Hof angrenzend seien die 35 Hektar großen Ackerflächen, die der Laakenhof – wie schon zuvor die Familie Eggert – von der Katholischen Kirche pachten wird. „Die Böden hier in Pöling sind super, viel besser als in Neubeckum“, ergänzt der gelernte Landwirt und Gärtner, der gebürtig aus Oelde stammt. „Die verschiedenen Bodentypen, von sandig bis lehmig, sind für eine vielfältige Landwirtschaft mit unterschiedlichen Kulturen geeignet.“
Anders als mit der Hofstelle in Neubeckum, wo den Laakenhof-Betreibern von Anfang an bewusst war, dass eine Pacht nicht für immer möglich sein würde, kann die Gemeinschaft nun in Enniger langfristig planen. Denn: Die Bioboden-Genossenschaft hat den Hof für die Gemeinschaft gekauft. „Mit der Genossenschaft sind wir in ein Erbpachtverhältnis über 99 Jahre getreten. Dadurch können wir den Hof so gestalten, wie wir möchten“, nennt Reinhold Hövelmann einen weiteren Vorteil. Ein Glücksfall sei es zudem, dass die Eheleute Eggert bis zu ihrem Ruhestand vor einigen Wochen immer in die Gebäude investiert hätten und diese in einem guten Zustand seien. Trotzdem stehe bis zum Umzug Ende des Jahres 2019 noch viel Arbeit für die Hofgemeinschaft an. „Die Nachteile des neuen Standorts sind, dass wir zusätzlichen Wohnraum schaffen, einen Kuhstall, eine Käserei und einen Hofladen bauen müssen.“ Reinhold Hövelmann rechnet mit Investitionen in Höhe von bis zu 500 000 Euro.
Der Zeitplan sieht vor, dass der Umzug im laufenden Betrieb vollzogen wird. „Das bedeutet, dass wir bis 2020 zwei Höfe gleichzeitig bewirtschaften werden“, erklärt Reinhold Hövelmann. Als erstes sollen der Gemüseanbau und unter anderem die vorhandenen Gewächshäuser in die Bauerschaft Pöling umziehen. Die Eröffnung des neuen Hofladens und einer gläsernen Käserei in Enniger, in der auch Käseseminare stattfinden sollen, ist für Oktober 2019 geplant. Der Laakenhof, der auf eine Direktvermarktung setzt, praktiziert nach Angaben von Hövelmann ein exotisches Betriebskonzept: Sechs Vollzeitkräfte bewirtschaften 35 Hektar Fläche in kleinbäuerlicher, ökologischer Landwirtschaft. Dabei leben die Betreiber in einer Kommune zusammen. „Bei dem Schlagwort Kommune denken viele immer noch an Uschi Obermeier und die K1“, sagt Reinhold Hövelmann. „Diese Art Romantik verfolgen wir nicht.“ Jeder Kommunarde sei gleichberechtigt, jeder werde gehört und könne entscheiden. „Wir praktizieren das Konsensprinzip, das heißt, jede Entscheidung wird in der Gruppe und ohne Gegenstimme getroffen.“ Jeder habe sein eigenes Zimmer, trotzdem lebe man zusammen – und aus einer Kasse.
Um am neuen Standort wachsen zu können, suchen die Betreiber des Laakenhofs, die zwischen 25 und 58 Jahre alt sind, weitere Mitstreiter – „auch ohne grünen Hintergrund“. Bedingung sei, dass man ein Herz für die Landwirtschaft habe, sich für die Lebensform in einer Kommune begeistern könne und langfristig mitarbeiten wolle, erklärt Hövelmann.
Der Verein Anders Ackern hat zum Ziel, den Laakenhof zu unterstützen. 50 Mitglieder bemühen sich um eine ideelle Unterstützung, die über die reine Nahrungserzeugung hinausgeht. Nach Angaben von Vorstandsmitglied Michael Witte ist zurzeit die dringendste Aufgabe, eine Direktfinanzierung für die geplanten Investitionen am neuen Standort zu ermöglichen. Darüber hinaus unterstützt der Verein Schulungen auf dem Laakenhof im Bereich Naturschutz. Adressaten sind Kindergärten und Schulen.
Seit 1995 wird der Laakenhof als Hofgemeinschaft nach Biolandrichtlinien bewirtschaftet. Der Hof ist durch eine große Vielfalt geprägt, in der neben Gemüseanbau auch Tiere und eine Hofkäserei zu finden sind. Auf den Feldern werden Kartoffeln, Getreide und Gemüse angebaut. Die Milch der 14 Kühe wird zu verschiedenen Käsesorten und Milchprodukten in der Käserei verarbeitet. Es werden einige Schweine und 200 Hühner gehalten.